Pfarrkirche Ellbögen
Geschichte der Pfarrkirche St.Peter
Wenn auch erst im Anfang des 14.Jahrhunderts eine Kirche in St. Peter erwähnt wird, so kann man doch annehmen, dass seit sehr alter Zeit dort ein Kirchlein bestanden hat. Der gotische Charakter der Kirche blieb bis Anfang des 18. Jahrhunderts erhalten, dann wurde die Kirche dem Baustil der damaligen Zeit, dem Barock, angepasst. 1845 bekam die Pfarrkirche eine Orgel. Im Laufe der Zeit hat diese mehrfache Veränderungen erfahren. Die letzte gründliche Renovierung fand von 1978 bis 1985 statt.
Gottesdienstzeiten ab Oktober 2019
Dienstag
19:00 Uhr Abendmesse
9:00 Uhr Gottesdienst
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St. Peter 22
6083 Ellbögen
Tel.: 0512 / 37 74 58
Auszug aus dem „Dorfbuch der Gemeinde Ellbögen von Arnold Baumann“
Die Pfarrkirch zu St. Peter in Ellbögen
In alten Urkunden wird unsere Kirche immer das »Gotshaus zu hl. Petrus in Tarzens« genannt.
Wenn auch erst im Anfang des 14. Jahrhunderts eine Kirche in St. Peter erwähnt wird, so kann man doch annehmen, daß seit sehr alter Zeit dort ein Kirchlein bestanden hat.
1326 verleihen drei Bischöfe Ablaß für die »Capelle zu den Heiligen Juliana, Petrus und Paulus zu Tärzens«
1328 Bischof Albert von Brixen bestätigt obigen Ablaßbrief.
Der ehemalige Abt des Stiftes Wilten Heinrich Schuler schreibt: »Ein sicherer Schluß auf die Entstehung der Peterskirche schon zu Zeit der römischen Christianisierung kann nicht gemacht werden, wohl aber können wir annehmen, daß das Patrozinium auf iroschottische Missionäre, die im altbayrischen Gebiet mit Vorliebe das Patrozinium des hl. Petrus verbreiteten, zurückzuführen ist. Auch uralter Klosterbesitz in Ellbögen, wie der Klöster Benediktbeuern, Tegernsee, Georgenberg, Wilten und Stams, kann richtungsgebend gewesen sein. Nur das Patrozinium der hl. Juliana, das in Tirol ganz allein dasteht verrät wieder römischen Einfluß. Oder soll ein bayrisches Kloster, z.B. Schäftlarn, mit Juliana als Nebenpatronin maßgebend gewesen sein?« (Tir. Hbl. 1929, H1)
1340 Konrad Helbling von Straßfried und Erich sein Sohn verkaufen dem Gotteshaus zu St. Peter in Terzens ein Gut zu Igls.
1350 Bischof Matthäus weiht auf der rechten Seite der Kapelle des hl. Petrus in Tarzens einen Altar zu Ehren des hl. Apostels Jakobus.
1369 Verlegung des Kirchweihfestes von einem Werktag auf den Sonntag vor Martini durch Suffragan-Bischof Purchard (Ablaßbrief)
1388 Kontrakt mit Abt Jakobus von Wilten, »daß wöchentliche der Gsöllpriester con Patsch auf Ellpogen gehe, um dort eine hl. Messe zu sprechen oder zu singen.«
1447 Victor Trautson auf Matrei verkauft vier Pfund Berner Zins aus einem Gut zu Apfrauns unter Terzens an die Peterskirch daselbst.
1453 Die bisher romanische Kirche wurde durch den Anbau einen gotischen Presbyteriums vergrößert. Der Brixner Weihbischof Andreas weiht am Sonntag vor Kreuzerhöhung die Kirche zu den Heiligen Petrus, Valentin von Rätien und Märtyrerbischof Blasuis.
1472 Also kaum 20 Jahre später, wurde die Kirche neuerdings umgebaut. Aus alten Urbar- und Rechungsbüchern der Kirche ist uns auch der Baumeister bekannt, Meister Stephan von Matron. Gleichzeitig wird auch Thomas Narr als Baumeister genannt. Meister Stephan erhielt »für sein Arbeit an der Kirchn« im ganzen 39 Mark und 30 Pfund Perner. Aus Gnad wurden Ihm und dem Thomas Narr noch versprochen »3 Star Roggen und 2 Star Gerste.« Der Bau ist durch das Zusammenwirken aller Sellsorgskinder zustandegekommen. Von einem Erhart Ysser heißt es, daß er vor Zeugen »Verheißen hat zu geben sant Peter zu den Pau ein Dukaten bei seinem lebentigen Leib.«
1479 (12. 11.) weihte der Brixner Weihbischof Johann Berger die Kirche zu Ehren des hl. Apostels Petrus und des hl. Märtyrers Valentin. Aus dieser Zeit stammen das Gotische Nordportal und die 1928 und bei der letzten Innenrenovierung (1982) freigelegten Fresken im Inneren der Kirche.
1506 bekam das Gotteshaus einen eigenen Kaplan, der aber in Patsch wohnte.
In einem Vertag, den die Gemeinde Ellbögen mit dem Abt Leonhard von Wilten abgeschlossen hatte, wurde festgelegt, dass dieser jeden Mittwoch und Samstag in St. Peter eine Messe lesen soll.
Derselbe Priester soll auch halten und haben eine Messe zween Sonntagen bei St. Peter und am 3. Sonntag zu Lans, dazu die Zeit verkünden und das Evangelium lesen. Item soll ihm vergönnt werden, bei welcher Kirchen er ist, Kinder zu taufen und andere geistliche Verrichtungen zu vollbringen, wenn es die Notdurft erheischt. Dafür haben beide Gemeinden miteinander jährlich 35 fl zu bezahlen.
1655 Dominicus, Abt zu Wiltan, erteilt durch Vermittlung der bischöflichen Visitatoren den Bewohnern in Ellbögen die weitere Begünstigung, daß fort an bei St. Peter an allen Sonntagen von der Pfarre aus Gottesdienst gehalten werden sollte.
Über die Einnahmen und die vielfältigen Ausgaben der Kirche gibt uns eine Abrechungn des Kirchprobstes Auskunft:
1658 Hannsen Plazersin Ölpögen als Marclischer Bestandsmann gestelter Kirchenraitung St. Peter Gotteshaus daselbs und dessen 1658 igste Gefell (was anfällt auf Grund eines Anspruches) und Einkhomen betreff.
Ölpögen: Beschlossen den 9 Feber Anno 1659 durch geistliche und weltliche Obrigkeit.
Neuer Kirchprobst Niclaus Nagiller zu Tarzens.
Hernach zu vernemen mein Hansen Plazers in ölpögen in der Herrschaft Ombras als derwellen marclischer Bestandsmann und des widrigen Sannct Peters Gotteshaus alda verbemelts Gotshaus und desselbs 1658 igsten Jars Gefäll und Einkhomen seit 17 Tag Monats Marty verstrichen 1658 igsten Jars als anstandt meiner Pflicht unzt dato her mit Einnamen als auch Ausgaben und andere gebürdendt redlich weg meinem meglichsten Fleiß nach gehandelt und verricht habe.
Summa der Ausgaben: 108 Gulden 20 Kreuzer
Diese vorstehende Ausgaben gegen den Empfang gelegt, gerainth und abgezogen, erscheint demnach, dass Er Verraite und Kirchenbropst dem Gotshaus noch per Resto verbleibt nemblich 87 Gulden 26 Kreuzer.
Dem Neuen Kirchprobst dato eingehenigt.
1694 Aufstellung der beiden Seitenaltäre, Spender: Georg Schweikhofer, vulgo Wegscheider, und Johann Sautner, Wirth, Mühltal.
1711 wurde der Hochaltar aufgestellt, gespendet von Martin Kienast von Tarzens. Die Statuen sind Spende des Stiftes.
Der gotische Charakter der Kirche blieb bis Anfang des 18. Jahrhunderts erhalten, dann wurde die Kirche dem Baustil der damaligen Zeit, dem Barock, angepaßt. Aus einer Aufschreibung im alten Turmknopf unserer Kirche erfahren wir folgendes:
»Im Jahre 1737 unter Cassian Pachler und Martin Feiertag hat Xaver Schweigkofler, Bürger und Handelsmann in Innsbruck, den baufälligen Turm renoviert und statt des niederen Satteldaches, das kaum einem Turm gleichsah, mit einer Kuppel krönen lassen.«
Schweighofer war ja ein Ellbögner und die Marmortafel in der Kirche erinnert an den großen Wohltäter.
1787, also unter Kaiser Josef II., verordnete ein Gubernialdekret die Errichtung der Kuratie und die Erbauung des Widums. In der Pfarrmatrik wird die »Seelenzahl« mit 555 beziffert.
Anfang des 19. Jahrhunderts bemühte sich die Gemeinde, für die Pfarre St. Peter eine Kooperatur zu erhalten. Tirol gehörte zum Königreich Bayern und die bayrische Verwaltung nahm auch die Besetzung geistlicher Stellen vor.
Wahrscheinlich hat die bayrische Regierung nachgegeben; denn 1812 war der erste Kooperator, bzw. Frühmesser bei uns tätig. Viele Gemeindemitglieder stellten Gelder für die Frühmeßstiftung zur Verfügung. Den Hauptanteil an der Frühmeßstiftung hatte die Gemeinde zu leisten. Laut Jahresrechnung von 1846/47 schuldete die Gemeinde der Frühmeßstiftung von St. Peter ein Kapital von 4300 Gulden. In den folgenden Jahren hat die Gemeinde diese Schuld abgetragen, 1855 waren noch 1400 Gulden ausständig.
1821 Fresken von Leoplod Puelacher
»Hl. Petrus“ Deckenfresko auf der Orgelempore«
1845 bekam die Kirche eine Orgel
1885 wurden neue Glocken angeschafft (Gießerei Graßmayer) (Siehe Kaufvertrag Johann Mayr – Greitweg: » … und dieses Geld sollte zu die Glocken verwndet werden … «)
1887 Deckenfresken und Innenrenovierung von Heinrich Kluibenschädl. Bezahlt wurde alles vom Mühltaler Schmied Josef Gschwendter.
1891 wurde die Kuratie St. Peter zur Pfarre erhoben.
1917 (15. 10.) Glockenabnahme – Material für Kanonen!
Die Arbeit wurde von Zimmermeister E. Fichtl von Jenbach ausgeführt.
1918 Auch die Prospektpfeifen der Orgel wurden vom Staat geholt. Der Bahnangestellte Anton Grießböck war als Helfer angestellt. Er mußte die schönen Zinnpfeifen zum Tischler »Schüpfl« tragen. Dort schlug er sie auf dem Hackstock flach, kürzte mit der Hacke und verpackte sie in eine Kiste. (So berichtet der Organist Alois Meixner)
1922 Von der Firma Hamm in Augsburg wurden Stahlglocken geliefert. Der damalige Bürgermeister Johann Zechner war beim Hertransport mit dem Ochsenfuhrwerk dabei. Die Stahlglocken hatten keinen besonders schönen Ton und bald ging man daran, wieder ein Bronzegeläute zu bestellen.
1924 Lehrer und Organist A. Meixner brachte durch Sammlungen, Glückstopf usw. soviel Geld zusammen, daß ein neues Prinzipal und eine Gamba gekauft werden konnten. Die Firma Reinisch in Steinach hat die renovierte Orgel am 12.11 zu neuem Dienst übergeben.
1925 Weihe der neuen vier Glocken aus der Glockengießerei Graßmayr.
1928 Renovierung des Kircheninneren von Josef Sailer, August Riß und Joh. Haupt. Dabei wurde ein gotisches Fresko bei der Kanzel freigelegt. Das große Kreuz stammt von Gottlib Klotz von Imst. Die herrliche Weihnachtskrippe ist von Bartholomäus Mayr von Volders.
1940 Neuerliche Abnahme der Glocken. Sie mußten ja wieder als Kanonenmaterial dienen.
1945 (28.10. Christkönigsfest) Die vier neuen Kirchenglocken aus der Gießerei Graßmayr wurden geweiht. Man kann wohl mit Recht sagen, daß dies die erste Glockenweihe in Österreich, ja ganz Europa, nach dem Zweiten Weltkrieg war.
Bilder und Inschriften der neuen Glocken
Glocke: Ton es, Bilder: Herz Jesu, der hl. Schutzengel, St. Sebastian.
Innschrift: „Das geloben wir aufs neue: Jesu Herz, Dir ew’ge Treue!“
Glocke: Ton g, Bilder: Maria mit dem Jesuskind, St. Nortburga, St. Florian
Inschrift: „Maria mit dem Kinde lieb, Uns allen Deinen Segen gib!“
Glocke: Ton b, Bilder: St. Petrus, St. Valentin, St. Wendelin.
Inschrift: „St. Petrus lehr uns früh und spat
Ein Christ zu sein in Wort und Tat!
Glocke: Ton c, Bilder: St. Josef, St. Barbara, Die Heilige Familie
Inschrift: „St. Josef, o verlaß uns nicht, Wenn einst im Tod das Auge bricht!“
1956 Leider ist unsere Kirche um eine Sehenswürdigkeit ärmer geworden. Es handelt sich um eine in Tirol seltene Darstellung „Christus als Apotheker“.
Das Bild befand sich sehr verblaßt in einer Nische (heute zugemauert) rechts neben dem Nordportal. Es zeigt Christus in rotem Gewand inmitten übereinander gestellter dosen stehend. Eine Dose mit der Aufschrift „Lieb“ hält er in der Hand, rechts sah man 18, links 12 solcher Büchsen in roter, grauer und gelber Farbe. Sie trugen fast durchwegs Aufschriften, z.B. „Beten“, „Beicht“, „Sanftmut“, usw.
Das Bild wurde mit Genehmigung des Pfarrkirchenrates verkauft. Angeblich wurde es restauriert und befindet sich in Privatbesitz.
1963 wurde das elektrische Geläute installiert.
1966 erhielt die Kirche neue Fenster.
1975 suchten Diebe unsere Kirche heim. Es wurden Barockengel und versilberte Leuchter gestohlen.
1978 (5.6.) Beginn der gründlichen Renovierung der Kirche unter Pfarrer Sales Lang. Bei der Trockenlegung der Fundamente zeigte sich, daß die frühere Annahme, unsere Kirche sei einmal vermurt worden, nicht stimmt. Der Aufbau über Sakristei wurde abebrochen, der Turm neu verputzt. Dann wurde die Außenfassade erneuert und das Dach mit Schindeln neu gedeckt.
1982 Beginn der Innenrenovierung
Die Schäden an den Stukkaturen erwiesen sich weit größer als zuerst angenommen. Große Teile brachen bei Berührung ab.
Am 8.12. 1983 konnte die heilige Messe wieder in der Kirche gefeiert werden.
1985 (23.6) Abschlußfeier der Kirchenrenovierung
In der Einladung schrieb Herr Pfarrer Sales Lang zum Geleit: „Nach acht Jahren teilweise reger Bautätigkeit stehen wir nun am Ende einer umfassenden Renovierung unseres Gotteshauses. Unsere Pfarrkirche hat sowohl außen als auch innen ein neues, schönes >>Gesicht<< erhalten. Dies möchte ich zum Anlaß nehmen, nochmals allen, die in irgend einer Form an der Renovierung beteiligt waren, zu danken:
Den vielen Spendern, die durch ihre großzügigen Gaben die Renovierung ermöglichten; den vielen Helfern, die so oft Hand anlegten, wenn es Arbeiten zu verrichten gab; den Ortsvereinen und deren Mitgliedern; dem Pfarrkirchenrat für die Leitung und Verantwortung der Renovierung und die Durchführung der Haussammlungen; dem Pfarrgemeinerat für die Abhaltung der Bazare zugunsten der Renovierung; dem Laneskonservator für die Führung und Beratung in all den Sachfragen; den Öffentlichen und kirchlichen Stellen, besonders dem Abt und dem Kapitel des Stiftes Wilten, die uns finanziell tatkräftig unterstützten, der Gemeinde Ellbögen für die Subventionen und Bereitstellung des Gemeindesaals für die Abhaltung der Gottesdienste; zum Dank verpflichtet sind wir den Arbeitern, Handwerkern und Firmen, die am Gelingen der Renovierung maßgeblich Anteil haben. Besonderen Dank den Restauratoren, die mit viel Einfühlungsvermögen die Schönheit unserer Pfarrkirche wiederhergestellt haben. Vor allem aber sind wir Gott zum Dank verpflichtet, daß die Renovierung so gut verlaufen ist – und das ohne Unfälle. Die Erneuerung dieses Gotteshauses, dieses Symbols unseres Glaubens, wurde von der ganzen Pfarrgemeinde tatkräftig unterstützt. Dies zeigt doch, daß Glaube, Gott und Opferbereitschaft Dinge sind, die einen Stellenwert haben, die uns etwas bedeuten. In allem soll Gott verherrlicht werden! Diese Worte, die das Motto der Renovierung unseres Gotteshauses waren, sollten auch für uns gelten, sie sollten Leitfaden für unser Leben sein; sollen doch all unsere Worte und Taten Verherrlichung Gottes sein!
Und so sage ich nochmals allen ein herzliches Vergelt’s Gott und hoffe, daß das neue Gotteshaus eine Stätte des Friedens und der Begegnung mit den Menschen und auch mit Gott sein möge!“
Ein Dank für die gelungene Renovierung gebührt vor allem Pfarrer Sales Lang, der mit Begeisterung, Liebe und großem Kunstverständnis die Arbeiten vorantrieb, unterstützt von seinen treuen Helfern und technischen Beratern Ing. Max Tanzer und Johann Riedl.